6 Feedback Methoden – Best Practice Tipps für den Alltag 

Analoge Feedback Methoden
  1. Die Funktionen von Feedback
  2. Analoge Feedback Methoden
  3. Die Retrospektive
  4. Feedback Walk
  5. 4 Felder Tafel
  6. Feedback Timeline
  7. Kudo Cards
  8. Hashtag Feedback
  9. 5 Tipps um besser Feedback zu geben
  10. Fazit

In einer Welt, die zunehmend von digitalen Kommunikationsmitteln dominiert wird, haben wir uns daran gewöhnt, Feedback per E-Mail, Chat oder über spezialisierte Feedback Tools zu geben und zu erhalten. Wir als Anbieter für digitale Feedback Tools plädieren dennoch für eine Kombination aus digitalen und analogen Methoden.  

Analoge Feedback Methoden umfassen alles, was ohne elektronische Hilfsmittel auskommt – das reicht von handgeschriebenen Notizen bis hin zu persönlichen Gesprächen. Diese bieten eine einzigartige Gelegenheit, authentische und tiefe menschliche Verbindungen zu schaffen.  

Warum sollten wir in einer so fortschrittlichen Zeit überhaupt über analoge Methoden nachdenken? Ganz einfach: Sie bringen Vorteile mit sich, die digitale Mittel nicht abbilden können. Wir erläutern, warum nur durch die Kombination aus analogen und digitalen Feedback Tools eine echt Feedbackkultur entsteht.  

Starten wir mit den Basics.  

Die Funktionen von Feedback

Feedback kann mehrere Funktionen haben. Diese sollten bei der Auswahl der jeweiligen Methode immer beachtet werden. Die Grundvoraussetzung für jede Art von Feedback ist Offenheit und Vertrauen. Zudem empfehlen wir, dass analoge Feedback Methoden immer mit anonymisierten Methoden verknüpft werden, um eine ausgewogene Balance zu schaffen.  

Grundlagen zu Feedback finden Sie im Artikel Konstruktiv Feedback geben: Leitfaden für den Alltag.

Funktionen von analogen Feedback Methoden

InformationAbgleich von Selbst- und Fremdbild oder Vergleich zwischen Ist- und Sollzustand. Ergebnis des Prozesses – Verringerung des eigenen blinden Flecks.
MotivationDurch Wertschätzung, Motivation oder auch gewisses Fordern entstehen eine Motivationsfunktion und ein Gefühl von Anerkennung.
EntwicklungLernen im Fokus –> gewünschtes Verhalten wird durch positive Rückmeldung gefördert und unerwünschten wird durch kritisches Feedback entgegengewirkt.
IdentitätFeedback und Abgleich unterschiedlicher Wahrnehmungen führen zur Entwicklung eines individuellen oder gemeinsam Selbstkonzepts. Sozialer Aspekt und Identitätskomponente stehen im Vordergrund.
Die Funktionen von analogen Feedback Methoden

(Analoge) Feedback Methoden  

Die ausgewählten Feedback Methoden, die wir im folgenden Vorstellen sind Ansätze, die in Trainings- und Workshops angewendet werden, als auch Scrum sowie andere agile Ansätze sowie Beratungs- und Coachingmethoden. Hier möchten wir hervorheben, dass bei der Wahl der Feedback Methoden keine Grenzen gesetzt sind. Lassen Sie ihrer Kreativität freien Lauf und wählen oder kombinieren Sie Methoden, die für Ihr Team, Unternehmen und Ihre Unternehmenskultur sinnvoll sind. Wenn Sie noch tiefer in die Welt des analogen Feedbacks eintauchen möchten, empfehlen wir folgende Literatur: Derby et al. (2018), Bungard et al. (2007), Hamilton (2016), Schwing & Fryszer (2015), Weidemann (2015), Werther & Jacobs (2014).

Retrospektive – Scrum Klassiker 

Was ist die Retrospektive: 
Die Retro oder Retrospektive ist ein zentrales Element von Scrum und wird immer am Ende eines sogenannten Sprints durchgeführt. Es wird gemeinsam reflektiert, um dann Verbesserungspotenziale zu identifizieren und Maßnahmen abzuleiten. 

  • Was ist gut gelaufen? 
  • Was ist nicht gut gelaufen? 
  • Was können wir tun, damit es besser wird? 

Tipp für eine sinnvolle Taktung der Retrospektive: 
Bei der Retrospektive kann nach einer gewissen Zeit der sogenannte Ermüdungseffekt auftreten. Dann muss gehandelt werden. Zuerst können Sie die zeitliche Taktung hinterfragen und/oder den Umfang des Meetings anpassen.   

Folgeprozesse:
Für die Folgeprozesse ist es wichtig, dass die Verantwortlichkeiten und die Zeitplanung verbindlich vereinbart wird, da es sonst zu einer Verantwortungsdiffusion kommen kann. Getreu dem Motto „das wird schon jemand anderes erledigen”. 
 

Feedback Walk – für mehr Bewegung im Arbeitsalltag 

Was ist der Feedback Walk: 
Walk and Talk, Lunch and Learn,.. Es gibt mittlerweile viele interaktive Formate in unserem Business-Alltag, warum nicht auch Feedback mit Bewegung und frischer Luft kombinieren?  

Beim Feedback Walk geht es darum, einem Feedbackgespräch einen lockeren Rahmen zu geben und sich gegenseitig bei einem ca. 20-minütigen Spaziergang Rückmeldung zu festgelegten Themen zu geben.  

Tipps für den perfekten Feedback Walk:  

  1. Feedback Partner und Partnerin im Voraus fragen
  2. Themen vorab festlegen
  3. Nicht mit dem Mindset rangehen, dass der Feedback Walk das Mitarbeitergespräch ersetzt
  4. Zeit fair aufteilen
  5. Es gibt keinen definierten Folgeprozess, dieser muss selbst festgelegt werden
  6. Gewisser Reifegrad der Mitarbeitenden und Führungskräfte wird vorausgesetzt

Folgeprozesse: 
Da es sich beim Feedback Walk um eine komplett selbstgesteuerte Feedback Methode handelt, gibt es keinen definierten Folgeprozess. Allerdings ist es immer sinnvoll, wenn es die Möglichkeit gibt, sich im Mitarbeitergespräch oder mit anderen Teammitgliedern über die Ergebnisse auszutauschen.  

4 Felder Tafel – blinde Flecken erkennen 

Was ist die 4 Felder Tafel: 
Die Feedback Methode – 4 Felder Tafel – baut auf dem Johari-Modell auf. Hierbei steht der Abgleich zwischen Selbst- und Fremdbild im Vordergrund. Da diese Feedback Methode einen Entwicklungsfokus hat, wird sie oft in der Personal- und Führungskräfteentwicklung eingesetzt. Das Ziel: Stärkung der Reflexionskompetenz. 

Tipps für weitere Durchführung: 
Die 4 Felder Tafel kann auch als Teambuilding gesehen werden. Hierfür ist die Voraussetzung, dass ein vertrauensvoller und wertschätzender Austausch ermöglicht wird. 

Folgeprozesse: 
Die Folgeprozesse liegen im Ermessen der beteiligten Personen, jedes Mitglied kann Ergebnisse “mitnehmen” und Entwicklungsfelder ableiten. 
Mögliche Fragen für den Reflexionsprozess können sein: 
 

  • Welche Differenz zwischen meiner eigenen Wahrnehmung und Fremdwahrnehmung war auffällig? 
  • Welche Erkenntnisse sind überraschend für mich? 
  • Welche Entwicklungsmaßnahmen leite ich aus meinem blinden Fleck ab? 
  • Worauf möchte ich in Zukunft mehr achten? 
  • Wie kann ich Feedback dieser Art in meinen Alltag integrieren? 

Feedback Timeline – Name ist Programm 

Was ist die Feedback Timeline:
Die Feedback Timeline ist genau das, was der Name besagt. Diese Methode kommt aus der systemischen Beratung, Coaching und Therapie. Die Feedback Timeline wird für einen bestimmten Zeitraum erstellt, dieser sollte nicht zu lang sein, damit man sich noch an alles erinnern kann (2-8 Wochen). Im agilen Arbeitsumfeld kann für die Feedback Timeline der letzte Sprint genutzt werden.  

Sinnvoll für Team- und Projektkontexte. Ziel: Offner und kritische Rückblick, um auf dieser Basis die zukünftige Zusammenarbeit zu verbessern.  

Leitfragen:  

  • Was ist konkret passiert? 
  • Wie sehen die anderen dieses positive/ negative Ereignis? 
  • Welche Gefühle verbinden sie damit? 
  • Welche konkreten Maßnahmen können wir ableiten? 
  • Wie lassen sich die Maßnahmen verbindlich umsetzen? 

Tipp für die erste Durchführung: 
Wenn Sie diese Methode zum ersten Mal ausprobieren, empfiehlt es sich immer, eine neutrale Moderatorin oder einen neutralen Moderator einzubeziehen.  

Folgeprozesse: 
Die Ergebnisse, die sich aus der Feedback Timeline ergeben, sind dann die konkreten Maßnahmen für den Folgeprozess. Da in dieser Feedback Methode ein sehr intensiver Austausch im Team stattfindet, entsteht danach häufig ein besseres Verständnis für andere Teilnehmenden. 

Kudo Cards – mehr als ein Lob  

Was sind Kudo Cards: 
Was genau ist eigentlich mit Kudos gemeint? „Kudos“ ist ein englisches Wort, das Lob, Anerkennung oder Ruhm für eine Leistung oder Errungenschaft bedeutet. Es wird oft verwendet, um jemandem Anerkennung für gute Arbeit oder besondere Leistungen auszusprechen. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Griechischen („κῦδος“), wo er eine ähnliche Bedeutung hatte. 

Diese Feedback Methode lässt viel Freiraum für Kreativität und die Einbringung der eigenen Unternehmenskultur. Sie können beispielsweise gesonderte Druckvorlagen oder Postkarten in der eigenen Corporate Identitiy erstellen und mit unterschiedlichen Sprüchen versehen z. B. “Tolle Präsentation”, “Danke für deine Hilfe”, “Herzlichen Glückwunsch”. Die Verteilung der Kudo Cards kann entweder auf einem Board gesammelt werden, im wöchentlichen Meeting vorgelesen oder einfach persönlich übermittelt werden. Beachten Sie hier einfach, was für Ihr Team passend ist und überlegen sich einen sinnvollen Prozess.  

Die Auszeichnungen und Badges, welche über unser Instant Feedback Tool vergeben werden können, sind übrigens an die Feedback Methode Kudo Cards angelehnt.  
 
 
Tipp für die Reflexion von Kudo Cards:  
Eigenständig oder in Tandems überlegen, wofür besonders viel positives Feedback erhalten wurde, wofür nicht und womit das zusammenhängen könnte.  

Folgeprozess: 
Da bei dieser Feedback Methode der Fokus vor allem auf dem Vergeben von positivem Feedback liegt, erfordert es keinen spezifischen Folgeprozess. 

Hashtag Feedback oder Blitzlicht Methode  

Was ist Hashtag Feedback: 
Die Blitzlicht Methode oder die moderne Bezeichnung, Hashtag Feedback, kommt häufig in Meetings oder Workshops zum Einsatz. Alle Teilnehmenden bekommen eine Moderationskarte oder ein Post-it. Darauf wird kurz Feedback zum Meeting/ Workshop gegeben.  

Prozess-, Zwischen- oder Abschlussfeedback bei 

  • Mehrtägigen Workshops  
  • Teammeetings 
  • Projektmeetings  

Tipps für die Umsetzung von Hashtag Feedback: 
Nutzen Sie Leitfragen und farbliche Clusterungen, um dem Hashtag Feedback etwas mehr Struktur einzuhauchen.  

z. B.:  

– Das hat mich inhaltlich beeindruckt  
– Das möchte ich dir als Führungskraft noch mitgeben  

Wählen Sie eine Moderatorin oder einen Moderator aus, welche die Teilnehmenden auf eine lockere Art und Weise dazu anhalten, dass sich alle an ihr #-Feedback halten und keine längeren Erläuterungen hinzufügen. So wird ein vertrauensvolles, positives und ggf. sogar humorvolles Umfeld geschaffen.  

Folgeprozess: 
Ein besonderer Folgeprozess ist beim Hashtag Feedback nicht vorgesehen. Allerdings können die Ergebnisse jedoch fotografisch festhalten werden und dies für folgende Workshops oder Meetings wieder heranziehen. 

5 Punkte wie Sie besser Feedback geben: Checkliste für sofortige Anwendung 

Don’t: Do:
Auf veränderbares Verhalten konzentrierenIch finde du bist extrovertiert
(Persönlichkeitsmerkmal, nicht veränderbar) 
Ich habe festgestellt, dass du den höchsten Redeanteil im Meeting hattest 
Nur Feedback geben, wenn es erwünscht istUngefragt und zwischen Tür und Angel Feedback gebenPerson vorab fragen, ob sie bereit und offen für Feedback ist.
Beschreiben Sie das Verhalten ohne subjektive WertungDeine Leistung ist schlecht. Du musst besser werden Ich habe gesehen, wie Sie/du, … 
Ich habe beobachtet, … 
Zeitnahe Rückmeldung oder aktuelle Situationen Situationen aus der Vergangenheit wählen  Feedback situativ und zeitnah geben UND kontinuierlich in den Alltag integrieren 
Positives und konstruktives Feedback gebenNur positives oder nur negatives Feedback geben  Auf ausgewogene Mischung achten 

Fazit – analoge Feedback Methoden  

Die Kombination aus digitalen und persönlichen Feedback Methoden bildet den Unterbau für eine nachhaltige Feedbackkultur. Sollten Sie Methoden wie die Retrospektive, Hashtag Feedback oder Feedback Walks in Ihrem Unternehmen einführen wollen, bedenken Sie bitte immer, welche Methoden für Ihre Organisation passend ist. Diese Methoden haben sehr viele Vorteile und positive Effekte auf Ihre Feedbackkultur, dennoch möchten wir auf ein paar Herausforderungen hinweisen. 

  • Ein gewisser Reifegrad der Mitarbeitenden wird vorausgesetzt  
  • Eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit wird vorausgesetzt 
  • In autoritären Arbeitsumfeldern kann der positive Effekt verfehlt werden  
  • Bei negativen Erfahrungen mit Feedback kann der Effekt verfehlt werden 

Beim Annehmen und Geben von Feedback wird immer wieder die Komfortzone verlassen. Aber je häufiger wir es machen, desto schneller geht es in den Alltag über und so entsteht eine echte Feedbackkultur.  

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