Digitalisierung der Arbeitswelt? Weiterhin Fehlanzeige in vielen Firmen

In einer aktuellen Studie von Rochus Mummert wird die Digitalisierung der Arbeitswelt aus der Perspektive von Mitarbeitern und Führungskräften untersucht. In der Befragung von HR-Führungskräften und ca. 1000 Mitarbeitern zeigt sich, dass dem Thema Digitalisierung der Arbeitswelt nur sehr geringe Beachtung geschenkt wird: Etwa jeder zweite Arbeitnehmer kann sich wenig unter der Thematik vorstellen und etwa jede zweite Firma hat die Digitalisierung der Arbeitswelt noch nicht auf der Agenda stehen.

Im BDI Mittelstandspanel stufen ca. 25 Prozent aller Unternehmen Digitalisierung als nicht relevant für sie ein. Bezogen auf die nächsten fünf Jahre schätzen immerhin 10 Prozent der Unternehmen die Digitalisierung für die eigene Wettbewerbsfähigkeit als vollständig bedeutungslos ein. Zusätzliche 16 Prozent geben dem Thema lediglich eine geringe Bedeutung. Als positive Perspektive nutzen mittelständische Industrieunternehmen in Deutschland zwar immerhin im Durchnschnitt über vier Prozent ihres Investitionsvolumens für den Ausbau von digitalen Technologien im Jahr 2014. Doch wie kann ein Viertel der befragten Unternehmen die Digitalisierung in der heutigen Zeit als nicht relevant einschätzen?

Digitalisierung der Arbeitswelt als Trend der vorbeizieht

Diese Ergebnisse sind erschreckend und alarmierend zugleich. Wie kann es sein, dass die Digitalisierung noch so wenig in den Unternehmen angekommen ist? Die Ergebnisse bei den Mitarbeitern sind wenig überraschend, schließlich können diese nur informiert werden, wenn die Unternehmensleitung und Führungsebene selbst entsprechenden Fokus auf die Thematik legt. Gerade das 25-Prozent-Ergebnis des BDI Mittelstandspanel ist hier bezeichnend.

Wird die Digitalisierung der Arbeitswelt möglicherweise immer nochals kurzfristiger Trend gesehen, der auch wieder vorüberzieht? Alle Entwicklungen der vergangenen Jahre und alle Prognosen für die Zukunft der Arbeit sprechen grundlegend gegen diese Auffassung, die durchaus von manchen Führungskräften vertreten wird. Durch die zunehmende Automatisierung und die voranschreitende Digitalisierung wird sich die Arbeitswelt grundlegend verändern – so werden beispielsweise bestimmte Berufsgruppen besonders von diesem Wandel betroffen sein. Genauso grundlegend und dynamisch verändern sich manche Märkte, so dass erfolgreiche Konzerne von einem Jahr auf das andere ihre Geschäftsgrundlage verlieren können, wenn sie nicht mit der Zeit gehen. Disruptiver Wandel ist hier das Schlagwort! Vermeintlich etablierte Unternehmen wie Quelle, Nokia oder Kodak sind eindrucksvolle Beispiele für diesen disruptiven Wandel.

Digitalisierung der Arbeitswelt als Verantwortung für HR-Experten

Natürlich können sich Führungskräfte unterschiedlicher Verantwortungsbereiche den schwarzen Peter der Digitalisierung gegenseitig zuschieben. Allerdings gibt es für uns keine Argumente, warum sich HR-Experten nicht diesem Thema federführend annehmen sollten. Schließlich sitzen wir als HR-Experten an der Schnittstelle zur Zukunft der Arbeitswelt und können die Digitalisierung der Arbeitswelt somit maßgeblich mitgestalten.

Genau dieser Gestaltungsspielraum wird aber nur dann möglich sein, wenn wir uns frühzeitig und ab sofort dieser Thematik mit voller Aufmerksamkeit widmen. Die Digitalisierung der Arbeitswelt darf kein Nebenschauplatz sein, sondern er muss einen wichtigen Baustein der HR-Strategie darstellen. Ansonsten werden nachkommende Generationen weiterhin viele Jahre darüber schmunzeln, wie manche Firmen in Bezug auf Flexibilisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt aufgestellt sind.

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